Mein erster Blogeintrag

von Helene Reiff

Wer bin ich?

An sich eine einfache Frage und doch kaum zu beantworten.

Ich bin so viel. Nicht viele bekommen die volle Ladung Helene erlebt.
Mich kennen viele als Yogalehrerin, viele als Yogini. Mich kennen viele als ehemalige Studiobesitzerin.
Nur die wenigsten kennen mich noch als Reiseverkehrskauffrau.
Mich kennt nur eine als Mutter. Nur eine kennt mich als Tochter.
Mich kennen einige als Bezugsperson. Ein paar wenige kennen mich als Freundin.
Mich kennen ein paar wenige als Wegbegleiterin. Einige kennen mich als Macherin.
Die meisten kennen mich als Optimistin.

Ich bin ein offenes Buch mit vielen Kapiteln.

Einige Kapitel öffnete ich immer und immer wieder. Manche überblätterte ich bewusst, manche unbewusst. Ich weiß, welche Buchseiten ankommen und welche nicht gern gelesen werden. Und immer wieder bin ich auf der Suche nach Inhalten, mit denen ich die nicht beschriebenen Seiten füllen kann.

Ich durfte die Erfahrung machen, dass die meisten zufrieden sind mit dem einen Kapitel, wenn sie mich kennenlernen. Mit dem Kapitel, mit dem sie gerade resonieren. Mit dem Kapitel, dass ihnen vielleicht sogar helfend zur Seite steht. Ihnen dienlich ist. Das ist ok.

Was für mich inzwischen auch ok ist, dass außerhalb von diesem einen Kapitel – vielleicht auch zwei, drei Kapiteln – ich nicht mehr akzeptiert werde. Ich mich angeblich zu sehr verändert hätte. Man würde mich nicht mehr (er-) kennen.
Klar, das verstehe ich. Denn dann bin ich nicht mehr dienlich. Nicht mehr in der Norm deren Sichtweise. Die Sprache des aktuellen Kapitels wird nicht mehr verstanden.

Meine Seiten werden stets weiter beschrieben. Nicht immer formuliert mein Leben das gewünschte Genre meines Gegenübers.

Und doch finde ich mich selbst bisher in jedem Kapitel wieder.

Ich finde neue Wege spannend. Bereichernd. Ansprechend. Jede Erfahrung macht mich reicher. Dabei nehme ich in Kauf, dass mein Buch zugeklappt wird, wenn das gelesene Kapitel nicht mehr ansprechend ist.

Es macht mir Freude, zu entdecken, welche Möglichkeiten, welche Facetten mein Sein auf Lager hat. Welche Interessen ich entwickeln kann. Ich bin begeisterungsfähig. Schnell Feuer und Flamme. Und doch – paradoxerweise – in sehr vielen Dingen verdammt beständig und loyal.

Solange loyal, bis ich mich nicht mehr verstanden fühle. Dann weiß ich, dieses Kapitel ist erschöpft und es gilt ein neues zu beginnen. Wenn ich merke, dass ich einen neuen Leser für das gleiche Kapitel suche, um verstanden zu werden, beginne ich es selbst nochmal zu lesen, zu repetieren. Bis ich verstehe, warum ich mich nicht verstanden gefühlt habe.

Dann kommt die Erkenntnis.
Ein AHA Moment.
Und dieser Moment katapultiert mich in eine neue Erfahrung. Ein neues, noch ungeschriebenes Kapitel beginnt.

Wieviele Kapitel mein Buch noch haben wird? Kein Plan! Wer hat den schon.

Ich habe vor einiger Zeit aufgehört, akribisch darauf zu achten, welche Worte in mein Buch geschrieben werden sollen. Wer, welche Seiten zu lesen bekommt. Habe mich selbst begrenzt und habe mich begrenzen lassen.

Ich habe mich meiner Intuition überlassen.

Meinem Vertrauen in mich, in das Leben. Und vertraue darauf, dass alles was in mein Buch geschrieben wird, mich füllt. Mich erfüllt.
Selbst das Buchcover wechselt inzwischen. Mal ist es in Glitzer gehüllt, mal wird es von mystischem Nebel umrahmt. Oft sehe ich nur Frage- und Ausrufezeichen darauf.

Mein Versprechen an mich selbst, ist, dass solange ich mich selbst darin wiederfinde, mein Feuer, meine Tränen, mein Lachen, meine Begeisterung darin entdecke, gehe ich meinen Weg. Von Kapitel zu Kapitel. Manchmal im Schnelldurchlauf, ab und zu im Rückwärtsgang, oft staunend und bewundernd, meistens stolpernd und doch immer voller Neugierde und einem Gefühl, dass ich als eine Mischung aus „ich hab´ die Hosen voll, vor Angst“ gepaart mit unbändiger Vorfreude, beschreiben würde.

Und ja, inzwischen brauche ich eine Lesebrille… ;)

H.

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